Transformation

„Wir wollen eine ganz andere Customer Experience bieten“

CheMondis will den Vertrieb der Chemiebranche revolutionieren: Als Matchmaker digitalisiert das Kölner Unternehmen den Handel einer ganzen Industrie.

Vom Slack-Team21. April 2022Illustration von Christine Oymann

Technologie, kollaboratives Arbeiten und eine andere Art des Denkens und Handelns – das ist das Erfolgsgeheimnis von CheMondis. Wie CEO Sebastian Brenner mit seinem Unternehmen eine ganze Branche auf den Kopf stellt.

Er beackert jeden Tag Neuland: Wo Geschäfte normalerweise auf Messen, per E-Mail oder Fax geschlossen werden, bringt Sebastian Brenner mit einer B2B-Vertriebsplattform für die Chemieindustrie eine komplett digitale Form des Handels ins Spiel. Mit CheMondis treibt er damit nicht weniger als die Transformation im drittgrößten B2B-Markt der Welt voran. Wie diese Pioniertat gelingt, darüber hat CheMondis-CEO Sebastian Brenner in unserer Talkreihe Pioniere des Wandels  mit Frank Thelen gesprochen.

Wandel ist schon das Motto der Entstehungsgeschichte von CheMondis – hinter dem Startup steht das etablierte Chemieunternehmen LANXESS. Das Unternehmen hat CheMondis 2018 gegründet, um die Digitalisierung voranzutreiben. Mit Erfolg: Nach nur drei Monaten konnte CheMondis mit einem MVP (Minimal Viable Product) seiner Plattform an den Markt gehen. Heute zählt es 10.000 Firmen-Kunden auf seiner Plattform. 

Der Großteil der Chemieindustrie arbeitet noch immer traditionell, stimmt sich in der Regel persönlich ab. Das führt zu zeitaufwendigen, langsamen Prozessen und verhindert, dass schnell die richtigen Leute zusammenkommen. Genau hier steuert die CheMondis-Plattform gegen. Die Kommunikation und der gesamte Einkaufsprozess, bis hin zur Bezahlung, lassen sich auf der Plattform abbilden – unter anderem per Chat. Kollaboratives Arbeiten wird möglich. „Wir wollen den Kunden eine ganz andere Customer Experience bieten als das, was sie heute in ihrem Arbeitsalltag gewohnt sind“, erklärt Brenner sein Ziel.

„Dieses Wissen positiv zu nutzen, daraus neue Geschäftsmodelle aufzubauen, ist eine unfassbar große Chance.“

Sebastian BrennerCEO, CheMondis

 

Neue Formen der Zusammenarbeit als Herzstück

Was Sebastian Brenners Welt so besonders macht, ist die neue Form der Zusammenarbeit: Transparent, global, kollaborativ, flexibel und effizient. Und genau so funktioniert auch die Kommunikation innerhalb des Unternehmens. Dreh- und Angelpunkt jeglichen internen Austauschs ist das Kollaborationstool Slack. Von Tag eins an lief jegliche Kommunikation ausschließlich darüber ab: „Für mich war das ein Aha-Moment, zu sehen, dass wir mit Slack den Austausch per E-Mail praktisch komplett ersetzt haben“, berichtet Brenner.

Mehr und mehr bringt er die Kollaborationsplattform auch im Austausch mit den Kundinnen und Kunden zum Einsatz. „Dabei geht es für uns auch darum, ein bisschen die Angst vor Technologie zu nehmen und die Vorteile vom direkten Austausch immer wieder nach vorne zu stellen“, sagt Brenner.

Perspektivisch gesehen ist für Brenner CheMondis mehr als nur eine Plattform – nämlich eine Community, in der sich hochspezifisches Wissen vernetzt. Es geht um einen Kulturwandel: „Wenn man es richtig macht, lässt sich über unsere Plattform, aber auch über Slack, eine ganz andere Form von Kommunikation und Kundenbindung darstellen“, erklärt er. Er geht sogar noch einen Schritt weiter: „Dieses Wissen positiv zu nutzen, daraus neue Geschäftsmodelle aufzubauen, ist eine unfassbar große Chance.“

„Bei uns ist es ein bisschen so wie zu Beginn des Amazon-Geschäftsmodells, als es darum ging, erste Buchhändler zu überzeugen, ihre Bücher online zu verkaufen“

Sebastian BrennerCEO, CheMondis

Chat statt Fax

Dass eine digitale Plattform in vielerlei Hinsicht dazu beiträgt, den Austausch in der Chemieindustrie, aber auch ihre Reaktionsfähigkeit zu verbessern, zeigt sich an ganz praktischen Beispielen: Während der Corona-Pandemie etwa stieg die Nachfrage nach Desinfektionsmitteln von einem Tag auf den anderen sprunghaft an.

Während im klassischen B2B-Vertrieb nun eine Fax- oder Mail-Kaskade losgetreten würde, um die notwendigen Grundstoffe zu beschaffen, können sich Händler auf der CheMondis-Plattform in Echtzeit austauschen und kollaboratives Arbeiten leben. Damit können sie schneller und dynamischer agieren, Marktbewegungen schneller erkennen – und schneller Lösungen finden.

Was einleuchtend klingt, ist in der Praxis aber tatsächlich eine Herausforderung. Nicht technologisch, sondern kulturell. Denn trotz dieser Erfolge gilt es für ihn immer noch, Barrieren in den Köpfen von Ansprechpartnern einzureißen. „Bei uns ist es ein bisschen so wie zu Beginn des Amazon-Geschäftsmodells, als es darum ging, erste Buchhändler zu überzeugen, ihre Bücher online zu verkaufen“, sagt Brenner.  

„Hier schlummert ein gewaltiges Potenzial.“

Sebastian BrennerCEO, CheMondis

Seine Tipps: Mut, Ausdauer und das richtige Modell

Bisher hat das Unternehmen 10.000 Partner auf der Plattform – und damit erst etwa ein Prozent des Marktes erschlossen. „Hier schlummert ein gewaltiges Potenzial“, so der CEO. Wieder gilt es für ihn vor allem, den Wandel in den Köpfen voranzutreiben. Denn was viele traditionell verwurzelte Menschen fürchten, ist, dass unter digitaler Kommunikation der persönliche Kontakt zum Kunden leidet. Im Gegenteil, wie Brenner findet. Gerade die jüngere Generation erwartet einen digitalen Austausch, wie sie ihn aus anderen Lebensbereichen kennt. Und das heißt Internet, nicht Außendienst. Zum anderen spart digitale Kommunikation Zeit, die Menschen früher in Auto, Zug und Bahn verbracht haben und schafft so Luft für wertvollen – persönlichen – Austausch.

Für viele Unternehmen kann das CheMondis-Modell eine Blaupause darstellen. Doch welche Aspekte bieten hier Orientierung? Sebastian Brenner hat dazu drei Tipps auf Lager: Zunächst Mut zu haben, Dinge anzupacken und Bedenken im ersten Schritt in den Hintergrund zu stellen. „Dann braucht Transformation aber auch einen langen Atem“, sagt er und plädiert als zweites für Ausdauer. Zudem hat sich sein Modell, tiefes Industriewissen mit Software-Know-how zu kombinieren, bewährt. So kann Kulturwandel gelingen.

    War dieser Blog-Beitrag hilfreich?

    0/600

    Super!

    Vielen Dank für dein Feedback!

    Okay!

    Vielen Dank für dein Feedback.

    Hoppla! Wir haben gerade Schwierigkeiten. Bitte versuche es später noch einmal!