Was heißt überhaupt Teamfähigkeit?
Teamfähigkeit, oder auch Kollegialität und Gruppentauglichkeit, steht bei den meisten Arbeitgebern ganz oben auf der Wunschliste, wenn sie nach Kandidatinnen und Kandidaten für ihr Projekt-Team suchen. Und die meisten Bewerberinnen und Bewerber würden ohne groß zu überlegen von sich behaupten, teamfähig zu sein. Doch was bedeutet das wirklich? Hat das etwas mit besonders viel Beliebtheit zu tun? Oder, dass wir immer mit allen zurecht kommen sollen?
Nicht ganz: Es geht darum, wie Einzelpersonen in der Gruppe zusammenwirken. Eine Herausforderung, die im ganz normalen Arbeitsalltag nicht immer leicht zu meistern ist. Wenn dann noch ein großes Projekt-Team oder die Zusammenarbeit mit vielen Remote-Workern dazukommt, kann Teamfähigkeit schon mal zur Mammutaufgabe werden. Denn je mehr Personen beteiligt und an verschiedenen Orten verstreut zusammenarbeiten, desto schwieriger wird es, gemeinsam an einem Strang zu ziehen.
Warum ist Teamfähigkeit so wichtig?
Dennoch ist Teamfähigkeit für den Erfolg eines Projekt-Teams unverzichtbar. Laut dem Future of Jobs-Report des Weltwirtschaftsforums gehört sie sogar zu den wichtigsten Soft Skills überhaupt im Unternehmen. Die wichtigsten Vorteile liegen auf der Hand:
- Effektiver arbeiten: Ein eingespieltes Projekt-Team kann in kürzerer Zeit wesentlich mehr erledigen als eine Einzelkämpferin bzw. ein Einzelkämpfer.
- Schwächen kompensieren: Niemand kann alles – das gilt selbst für die stärksten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Gemeinsam könnt ihr aber eure Stärken bündeln und euch gegenseitig ergänzen.
- Voneinander lernen: Wir alle haben unser ganz eigenes Skill-Set. Eine große Bereicherung für die Gruppe, aber auch eine große Chance für alle Beteiligten, untereinander wertvolles Wissen auszutauschen.
- Bessere Ergebnisse: Mithilfe einer starken Gruppe lassen sich Probleme frühzeitig erkennen, die einer Einzelperson eventuell entgehen würden. Denn vier Augen sehen mehr als zwei – und sechs, acht oder zwanzig umso mehr.
- Motivation: Manche Aufgaben erfordern einen besonders langen Atem. Wenn ihr euch im Projekt-Team stärken und gegenseitig unterstützen könnt, helft ihr euch gegenseitig, am Ball zu bleiben und auf den erfolgreichen Ausgang des Projekts hinzuarbeiten.
Tipps für mehr Teamfähigkeit
Teamfähigkeit ist in jedem Menschen unterschiedlich stark ausgeprägt. Die gute Nachricht: Sie ist erlernbar. Im Folgenden findest du ein paar Tipps, mit denen du sowie deine Kolleginnen und Kollegen euren gemeinsamen Alltag angenehmer, aber auch produktiver und zielorientierter zugute der Gruppe gestaltet könnt:
- Kommunikation: Ob im Büroalltag, bei der Zusammenarbeit mit Remote-Workern oder im Umgang mit Kundinnen und Kunden – Ehrlichkeit und Transparenz zahlen sich langfristig aus. Denn wenn sich deine Worte mit deinen Taten decken, kommt es deiner Glaubwürdigkeit zugute. Und wenn wiederum alle wissen, woran sie beim jeweils anderen sind, entsteht wahres Vertrauen bei der Zusammenarbeit – die perfekte Grundlage für langfristige Beziehungen.
- Respekt: Eine gelassene Atmosphäre, in der sich alle wohl und ernst genommen fühlen, schafft den richtigen Nährboden für den Austausch auf Augenhöhe. Ob beim täglichen Meeting oder beim 1:1-Gespräch: Investiert in ein positives Arbeitsklima, lasst euch gegenseitig ausreden und schenkt eurem Gegenüber eure volle Aufmerksamkeit. Ihr werdet überrascht feststellen, wie neue Ideen plötzlich hervorsprudeln.
- Empathie: „Urteile nie über einen anderen, bevor du nicht einen Mond lang in seinen Mokassins gelaufen bist“. An dieser alten indianischen Weisheit ist etwas dran. Denn vor allem, wenn wir unsere Mitmenschen noch nicht kennen, sollten wir uns keine vorgefassten Meinungen von ihnen bilden. Versuche stattdessen, die Sichtweise deines Gegenübers einzunehmen, um angemessen und taktvoller auf ihn zu reagieren.
Die neue Kollegin ist an ihrem ersten Arbeitstag nervös? Brich das Eis mit einem lockeren Spruch und frag sie, ob sie mit euch zum Mittagessen gehen möchte. Der Kollege wirkt nach einer langen Woche völlig überarbeitet? Biete ihm deine Hilfe an. Mit Einfühlungsvermögen zeigt ihr Verständnis und Interesse aneinander. - Selbstreflektion: Manche Tage sind von Erfolg gekrönt. Andere wiederum würdest du am liebsten gleich wieder vergessen, am besten bei 1-2 Bierchen vor der Glotze. Doch ganz egal, wie dein Tag gelaufen ist: Nimm dir am Abend die Zeit, um ihn Revue passieren zu lassen. Frag dich zum Beispiel: Was war heute mein größter Erfolg? Was hätte besser/anders laufen können? Was habe ich daraus gelernt?Ideal ist hierzu das Führen eines Tagebuchs: Zahlreiche Studien belegen, dass es deiner geistigen sowie körperlichen Gesundheit zugute kommt, wenn du dir regelmäßig deine Gedanken von der Seele schreibst. Doch auch, wenn du dir nur einige Minuten pro Tag nimmst, um in dich zu gehen, kannst du deine Erfahrungen besser verarbeiten, Stress abbauen und langfristig bessere Entscheidungen treffen.Extra-Tipp: Nehmt euch am an Ende eines Projekts Zeit, um gemeinsam über das zu sprechen, was besonders gut gelaufen ist und was beim nächsten Mal angepackt werden sollte. Das hilft allen Beteiligten dabei, sich besser einzuschätzen und sich aufs Wesentliche zu konzentrieren.
- Kompromissbereitschaft: Wir sind uns nicht immer einig – und das ist gut so: Denn schließlich lebt ein erfolgreiches Projekt-Team auch von den unterschiedlichen Perspektiven und Lösungen, die aufeinandertreffen. Insbesondere agile, selbstorganisierte Projekt-Teams leben von dieser Vielfalt und können so besonders gute Lösungen finden.
Damit ihr aber trotz aller Diskussionsbereitschaft auch mal zu einer Entscheidung kommt, ist es wichtig, stets die eigenen Interessen hinter denen der Gruppe zurückzustellen. Klare Ziele bilden die Grundlage, um in die richtige Richtung zu denken. Auch Abstimmungen bzw. Umfragen können euch dabei helfen, die Präferenzen der Gruppe besser einzuschätzen. Das ist übrigens auch nützlich, wenn die Chefin oder der Chef das letzte Wort hat und Hilfe bei der Entscheidungsfindung braucht. - Kritikfähigkeit: Mit Kritik konstruktiv umzugehen ist alles andere als einfach. Denn niemand von uns gibt gern Fehler zu. Doch egal, wie ärgerlich ein Projekt-Patzer ist: Vorwürfe und Anschuldigungen helfen niemandem – und unser Gegenüber merkt schnell, ob wir einfach nur meckern oder eine Lösung erarbeiten wollen. Setzt lieber auf konstruktives Feedback, indem ihr das Problem lösungsorientiert angeht und euch gegenseitig respektvoll Feedback gebt. Wo seht ihr das Problem? Was stört euch konkret? Was wünscht ihr euch genau? Und wie könnt ihr eurem Gegenüber bei der Umsetzung helfen? Und falls die Kritik dich betrifft: Versuche, ehrlich zu dir zu sein und setze dich mit dem Gesagten auseinander. Sind die Argumente überzeugend, solltest du die Kritik annehmen. Ist sie deiner Meinung nach nicht gerechtfertigt, versuche, sachlich deine Gegenargumente darzulegen. Mit Taktgefühl und einer positiven Konfliktkultur bietet euch konstruktive Kritik die Chance, aus euren Fehlern zu lernen und euch immer weiter zu verbessern.
- Wertschätzung: Genauso wichtig wie konstruktive Kritik ist genug Anerkennung – 9 von 10 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wünschen sich mehr davon von ihren Vorgesetzten. Kein Wunder, denn ehrliche Wertschätzung ist ein wahrer Boost für die Arbeitsmoral. Doch positives Feedback ist nicht nur Chefsache und sollte sich nicht allein durch eine Gehaltserhöhung manifestieren: Im Sinne der Teamfähigkeit sowie in eurem eigenen Interesse solltet ihr alle darauf achten, die Leistungen eurer Kolleginnen und Kollegen sowie eurer Vorgesetzten im Alltag wertzuschätzen. Hierbei kann positives Feedback im persönlichen Gespräch, in der Kaffeepause oder als Direkt-Nachricht helfen. Aber auch eine Dankeschön-E-Mail an die ganze Belegschaft oder die Planung eines Events, um einen besonderen Erfolg zu feiern, tragen positiv zur Motivation der Gruppe bei. Und zusammen lässt es sich sowieso besser feiern als allein.
Teamfähigkeit ist erlernbar
Teamfähigkeit bedeutet nicht zwangsläufig, dass sich in der Gruppe immer alle einig sein müssen. Auch ist sie keine Charaktereigenschaft, die man entweder hat oder nicht. Vielmehr geht es um die Kompetenz, Tag für Tag an einem Strang zu ziehen – auch, wenn es mal stressig wird oder wenn im Projekt-Team zu Meinungsverschiedenheiten herrschen. Zwar wirst du nicht über Nacht teamfähig, aber du kannst diese Fähigkeit definitiv erlernen und fortlaufend weiterentwickeln. Der Aufwand lohnt sich: Denn teamfähige Projekt-Teams sind nicht nur Stress und Problemen besser gewachsen, sondern arbeiten auch erfolgreicher zusammen.