Illustration einer Mitarbeiterin, die von zu Hause aus arbeitet
Zusammenarbeit

5 bewährte Methoden, um die Mitarbeitermotivation zu steigern

Erfahre, wie Unternehmen mit sehr gut bewerteten Unternehmenskulturen die Arbeitsmoral und Produktivität in hybriden und persönlichen Arbeitsumgebungen fördern.

Autor: Claire Zulkey26. August 2024

Wie eine Vielzahl von Studien belegt, steigt in positiven Arbeitskulturen die Produktivität. Und obwohl Remote-Work eine Reihe von Vorteilen bietet (z. B. auf das lästige Pendeln verzichten zu können), klagen einige Mitarbeiter:innen im Home-Office über ein schwächer ausgeprägtes Zugehörigkeitsgefühl.

 

Nicht umsonst sind es die zwischenmenschliche Kontakte und Beziehungen unter Kolleg:innen, die in jedem Unternehmen das Fundament für den Erfolg legen. Menschen, die sich mit ihrer Arbeit, den anderen Teammitgliedern, Partner:innen und dem Unternehmen verbunden fühlen, sitzen nicht einfach nur ihre Arbeitszeit ab. Sie freuen sich auf ihre Arbeit und neue Chancen, bewältigen Herausforderungen erfolgreich und übertreffen gesetzte Ziele schneller. Und heutzutage ist es einfacher denn je, die Unternehmenskultur bei einem potentiellen Arbeitgeber mit Websites wie Glassdoor zu prüfen, denn jene geben Mitarbeiter:innen auf allen Ebenen und aus allen Abteilungen die Möglichkeit, diese zu bewerten. 

 

Den Schwerpunkt auf die Mitarbeiterzufriedenheit zu legen – insbesondere bei geografisch verteilten Projekt-Teams – war noch nie so wichtig wie heute. Hier sind sechs unterschiedliche Strategien, die Unternehmen mit einer hohen Mitarbeitermoral verfolgt haben, um eine hohe Mitarbeitermotivation zu erreichen.

1. Fördere die Work-Life-Balance der Mitarbeiter:innen

Der Remote Employee Experience Index belegt, dass Wissensarbeiter:innen weltweit die Arbeit im Home-Office der im Büro vorziehen. Dennoch berichten 39 % der Mitarbeiter:innen im Home-Office auch, täglich mehr Stunden zu arbeiten, im Vergleich zu 31 %, die vom Büro aus arbeiten

Matthew Ross, Mitbegründer und COO von The Slumber Yard, einer Website für Matratzen-Tests, kommt ursprünglich aus dem Investment-Banking, wo Nächte am Schreibtisch zum Arbeitsalltag gehören. „Für unser Unternehmen haben wir diese Art von Überstunden jedoch von vorneherein ausgeschlossen, da sie unsere Mitarbeiter:innen zu stark belasten und letztendlich gegen uns aufbringen würden.“ Als einer seiner Mitarbeiter vermutlich wegen eines Burnouts die Kündigung einreichte, wusste Ross, „dass wir etwas verändern mussten, weil sonst wahrscheinlich weitere Mitarbeiter:innen das Unternehmen verlassen hätten.“

Bei einem IT-Audit hatte sich herausgestellt, dass seine Mitarbeiter:innen eine Menge Überstunden machten. Also wurde eine neue Regel aufgestellt: Keine beruflichen E-Mails mehr zwischen 19 Uhr abends und 5 Uhr morgens.

„Wenn wir E-Mail-Verkehr in diesem Zeitraum bemerken, sprechen wir diejenigen einfach am nächsten Tag darauf an und erinnern sie an die Vorschrift“, erläutert Ross und fügt hinzu, dass diese Gespräche selten vorkommen und in der Regel positiv verlaufen. „Wir betonen dann immer, dass wir ihr Engagement und ihre Arbeitseinstellung zu schätzen wissen, aber möchten, dass sie ihre Freizeit genießen.“

Er weist darauf hin, dass sie den Einsatz ihrer Mitarbeiter:innen zwar zu schätzen wissen, eine zu hohe Fluktuation das Unternehmen aber teuer zu stehen kommt. „Die Einarbeitung neuer Mitarbeiter:innen ist zeit-, kosten- und ressourcenaufwändig“, so Ross. „Wenn unsere Mitarbeiter:innen abends nach Hause gehen, sollen sie Zeit mit ihrer Familie verbringen, etwas unternehmen oder einfach nur ihre Akkus aufladen.“

Ihm ist aufgefallen, dass seine Mitarbeiter:innen seitdem morgens besser gelaunt und mit mehr Schwung zu Arbeit kommen. Er ist daher überzeugt, dass eine Stärkung der Mitarbeitermoral langfristig zu mehr Produktivität führt.

 

2. Investiere in vertrauensbildende Maßnahmen

Laut einer Slack-Studie zur Zukunft der Arbeit möchten 80 % der Mitarbeiter:innen besser über die Entscheidungsprozesse in ihrem Unternehmen informiert werden, und 87 % von ihnen wünschen sich, in Zukunft bei einem Unternehmen zu arbeiten, dass transparenter ist. 

Ohne Vertrauen in die Unternehmensführung ist eine optimale Mitarbeitermoral nicht möglich. Schließlich ist es weniger wahrscheinlich, dass Mitarbeiter:innen von selbst kommunizieren oder sich einbringen, wenn sie nicht das Gefühl haben, bei der Arbeit ehrlich ihre Meinung zum Ausdruck bringen zu können.

Vertrauen gehört bei Culture Amp, einer führenden Mitarbeitererfahrungs- und Analyseplattform, sozusagen zur Unternehmenskultur. Zu ihren Werten gehören u. a. „traue allen zu, eigene Entscheidungen zu treffen“, „stärke andere“, „habe den Mut, dich verletzlich zu zeigen“ und „lerne schneller durch Feedback.“ Außerdem gibt es bei Culture Amp einen Slack-Channel namens #yay-we-failed (#juhu-das-ging-daneben), in dem Mitarbeiter:innen (die intern liebevoll „camper“ genannt werden) offen über Fehler und die daraus gezogenen Lehren sprechen können. 

Darüber hinaus beantwortet CEO Didier Elzinga in seinem #ceo-Channel Fragen, die in speziellen Fragerunden bei Culture Amp gesammelt werden. 

Zu Beginn der Corona-Pandemie nutzte Elzinga #ceo, um mit seinen „campern“ in Kontakt zu bleiben. Er postete an jedem Arbeitstag zweiminütige Videos mit Beobachtungen, aktuellen Geschehnissen, der Lage im Unternehmen und dem Planungsfortschritt. Durch diese Rückversicherung konnten sie auf einfache aber wirkungsvolle Weise in dieser schwierigen Zeit verbunden bleiben. Außerdem hat der Erfolg der Initiative zu mehr Transparenz geführt, da das Unternehmen auch weiter auf die Arbeit im Home-Office setzt.

3. Biete mehr als „Meine Tür steht immer offen für dich“

„Das, was meiner Erfahrung nach am besten funktioniert, ist, tatsächlich mit den Mitarbeiter:innen zu sprechen“, sagt Marissa Letendre, eine selbständige Personalberaterin, die schon für Fortune 500-Unternehmen wie Amazon tätig war. „Sogenannte Stay-Interviews sind ein guter Ansatzpunkt“, erläutert sie, insbesondere in Unternehmen, die das Vertrauen ihrer Mitarbeiter:innen bereits gestärkt haben.

Bei Stay-Interviews beginnt Letendre häufig mit Fragen wie „Was hält dich hier?” oder „Wenn du drei Wünsche frei hättest, was würdest du ändern?” Sie sagt, die Änderungen, die sich Mitarbeiter:innen wünschen, seien meist ohne große Kosten und Aufwand umsetzbar, z. B. motiviertere und effektivere Führungskräfte oder die Möglichkeit, Dinge im Unternehmen zu verändern oder gehört zu werden.

Letendre führte vor Kurzem Interviews mit Mitarbeiter:innen in einem 70 Personen umfassenden Unternehmen. Dabei hat sie erfahren, dass das Unternehmen einen Kulturausschuss mit einem kleinen Budget ins Leben gerufen hatte, um Freizeitaktivitäten zu ermöglichen, unternehmensweite Initiativen anzustoßen und Coaching-Führungskräfte zu ernennen – alles mit dem zusätzlichen Vorteil, dabei eine positive Arbeitsmoral aufrechtzuerhalten. „Gebracht hat uns das eine Steigerung der Mitarbeitermotivation um 32 % und eine durchschnittliche Steigerung der Leistung im gesamten Unternehmen um 28 %.“

Ein geeigneter Ausgangspunkt für den Aufbau einer transparenten Kommunikation mit Mitarbeiter:innen könnten Offene Channels sein, in denen sie offen und ehrlich Fragen an die Unternehmensleitung richten können. 

4. Unterstütze Mitarbeiterinitiativen

PwC hat seine Gesundheitsinitiative Be Well, Work Well (deutsch: Gut fühlen, gut arbeiten) teilweise auch deshalb ins Leben gerufen, weil seine Mitarbeiter:innen bereits auf eigene Initiative hin Wellness-Kurse besuchten und nach Wegen suchten, das Thema Gesundheit stärker in ihren Arbeitsalltag zu integrieren. Als ein Kurs zum physischen, mentalen und emotionalen Wohlbefinden für Führungskräfte großen Zuspruch fand, entschied sich PwC für eine unternehmensweite Gesundheitsinitiative. 

Das „Be Well, Work Well“-Programm deckt die sechs Dimensionen des Wohlbefindens ab, also das physische, emotionale, mentale, spirituelle, finanzielle und soziale. Als immer mehr Mitarbeiter:innen ins Home-Office wechselten, wurde die Initiative entsprechend angepasst und bietet mittlerweile z. B. die Möglichkeit, psychologische Unterstützung auch virtuell zu erhalten oder sich die Kosten für die Notfall-Betreuung von Kindern zurückerstatten zu lassen. Zum Programm gehört auch eine sogenannte Habit Bank, in der sich Teammitglieder Anregungen für gesundheitsfördernde Angewohnheiten holen können. 

Mit dieser Initiative hat das Unternehmen demonstriert, dass ihm nicht nur etwas am Wohlergehen, sondern auch an den Wünschen seiner Mitarbeiter:innen liegt.

5. Unterschätze nicht die Macht der kleinen Gesten

Egal, ob es um Werbegeschenke, Anerkennung oder Bildungsmaterial geht – kleine Dinge können erhebliche Auswirkungen auf die Arbeitsmoral haben, denn sie drücken die Anerkennung der Unternehmensleitung für ihre Mitarbeiter:innen aus. 

Canva, ein kostenloses Online-Tool für Grafikdesign, ist hierfür ein gutes Beispiel, wurde die Plattform doch immer wieder zu einem der besten Arbeitgeber in Australien gewählt. Canva setzt voll und ganz auf das hybride Arbeitsmodell – seine Mitarbeiter:innen müssen nur achtmal im Jahr im Büro erscheinen.

Folglich hat sich auch die Art und Weise geändert, wie im Unternehmen gegenseitige Anerkennung ausgedrückt wird. Anerkennung ist zu einem Teamritual geworden, das durch Disco ermöglicht wird, eine Online-Plattform für Unternehmenskultur in geografisch verteilt arbeitenden Projekt-Teams. Die App lässt sich in Slack einbinden und bietet Mitarbeiter:innen die Möglichkeit, Kolleg:innen wohlverdientes Lob zukommen zu lassen.

Das Unternehmen bietet darüber hinaus finanzielle Unterstützung für Achtsamkeits- und Meditations-Apps und hat ein Programm namens „Messages of Appreciation“ (deutsch: anerkennende Nachrichten) ins Leben gerufen, das es Mitarbeiter:innen ermöglicht, Postkarten zu kreieren und zu drucken und dann einer Kollegin oder einem Kollegen nach Hause senden zu lassen. 

Die Stärkung der Teammoral ist ein fortlaufender Prozess

Die Mitarbeitermoral ist ein wichtiger Maßstab für die Gesundheit eines Unternehmens – und sollte daher ständig bewertet und gepflegt werden. Damit sie laufende Einblicke in die Stimmungslage ihrer Mitarbeiter:innen bekommt, kann die Unternehmensleitung regelmäßige Umfragen zur Mitarbeiterzufriedenheit durchführen (oder im Fall von Trivago, einen benutzerdefinierten Bot nutzen, der die Stimmung der Belegschaft im Auge behält). 

Die Schaffung einer gesunden und positiven Unternehmenskultur geht über Werbegeschenke oder einen gut gefüllten Veranstaltungskalender hinaus. Letztendlich lässt sich die Arbeitsmoral durch größere Maßnahmen (wie Regeln und Richtlinien, Karriereentwicklung, Lernen und Entwicklung), aber auch die kleinen Dinge (gesellschaftliche Events, regelmäßige Anerkennung und Werbegeschenke) kultivieren.

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