Einführung
Die Corona-Pandemie hat das Arbeiten im Büro, wie wir es gewohnt waren, grundlegend umgekrempelt. Ehemals von Menschen wimmelnde Gebäude wurden zu Reihen verlassener Schreibtische. Die Beschäftigten haben ihre Sofas und Räume in Büros verwandelt, und Unternehmen haben ihr Bestes getan, um im übertragenen Sinne über die ersten Monate alles am Laufen zu halten.
Nach diesem anfänglichen Strudel entdeckten wir, dass das Büroleben über Jahrzehnte hinweg in einer routinemäßigen Arbeitszeit von 9 bis 17 Uhr festgesteckt haben – und diese für Beschäftigte und Unternehmen nutzlos geworden war. Das kommt klar und deutlich in der aktuellen Untersuchung von Slack zum Ausdruck, aus der hervorgegangen ist, dass Menschen weltweit mehr Flexibilität in Bezug auf ihren Arbeitsort und ihre Arbeitsweise wollen.
Anstatt einfach zur alten Routine zurückzukehren, müssen Unternehmen die Art und Weise, wie Teams arbeiten, radikal überdenken und die Transformation der Arbeitswelt proaktiv angehen. Die aktuelle Umfrage von Slack zeigt uns, wie.
Die Weiterentwicklung von Remote-Arbeit im Jahr 2020
Während sich das neue Coronavirus auf der ganzen Welt ausbreitete, stürzten sich Unternehmen ins Home-Office. Da weltweit Ausgangssperren verhängt wurden, hatten die Organisationen kaum eine Wahl. Jetzt aber, da sich der Wirbel gelegt hat, ist es an der Zeit, die Strategie, die alte Bürokultur in das Home-Office und die moderne digitale Realität zu übertragen, zu überdenken. Sie funktioniert nicht. Den Beschäftigten einfach einen Laptop zu geben und Meetings in Videokonferenzen umzuwandeln, ist keine erfolgreiche Langzeitstrategie für die digitale Transformation der Arbeitswelt.
Dieser Bericht soll ein tieferes Verständnis dafür vermitteln, wie Remote-Arbeit (oder sogar ein Hybrid-Ansatz aus Arbeit im Büro und von zu Hause) erfolgreich umgesetzt werden kann, sodass Organisationen die so dringend erforderliche Transformation der Arbeitswelt durchführen können.
Wie viele Unternehmen hat Slack vor der Corona-Pandemie überwiegend im Büro gearbeitet. Aber als Hersteller:innen – und Benutzer:innen – eines Tools für Zusammenarbeit, das das Home-Office einfacher gestaltet, sind wir bestrebt, Teams Autonomie an die Hand zu geben, egal von wo aus sie arbeiten. Über den Sommer haben wir mit der Marktforschungsfirma GlobalWebIndex zusammengearbeitet, um mehr als 9000 Wissensarbeitende in sechs Ländern zu ihren Erfahrungen während der Transformation der Arbeitswelt zu befragen. Wir wollten verstehen, was gut lief, wo aktuelle Verfahren unzulänglich waren und wie Arbeitgeber:innen zum Wohlbefinden ihrer Mitarbeitenden beitragen könnten.
Wir haben unsere wichtigsten Erkenntnisse hier zusammengefasst, damit auch du die Tools und Strategien anwenden kannst, um die digitale Transformation der Arbeitswelt zu fördern.
Kurzdefinition: Wissensarbeitende sind alle, die einen Büroarbeitsplatz haben und/oder in einer typischen Arbeitswoche mit Daten arbeiten, Informationen analysieren oder kreativ denken.
Der Hybrid-Arbeitsplatz ist da
Zu Beginn des Jahres, Ende März 2020, hat Slack fast 3000 Wissensarbeitende in den USA inmitten der Hektik um die Ausgangssperren befragt. Die Ergebnisse dieser frühen Studie haben das Ausmaß der Verlagerung auf Remote-Arbeit und der Transformation der Arbeitswelt gezeigt: Zu diesem Zeitpunkt arbeiteten 27 % der Befragten hauptsächlich von zu Hause aus. Bis August war diese Zahl in den USA auf 44 % angestiegen.
Die Erfahrungen aus den USA sind jedoch nicht isoliert zu betrachten. Unsere jüngste Umfrage, die zwischen Juni und August 2020 durchgeführt wurde, zeigt, dass mehr als ein Drittel der Wissensarbeitenden weltweit von zu Hause aus arbeiten. Die überwiegende Mehrheit (83 %) der derzeit von zu Hause aus arbeitenden Beschäftigten rechnet nicht damit, in den nächsten drei Monaten ins Büro zurückzukehren. Darüber hinaus gibt es kaum Hinweise darauf, dass eine Rückkehr ins Büro überhaupt wünschenswert ist. Nur 12 % geben an, immer im Büro arbeiten zu wollen, und mehr als die Hälfte aller Wissensarbeitenden (72 %) geben an, ein Hybrid-Modell aus Home-Office und Büro zu bevorzugen.
Statt zu fragen, wann Beschäftigte ins Büro zurückkehren werden, sollten Unternehmen fragen, wie das Büro der Zukunft aussehen wird. Wenn wir verstehen, was die Beschäftigten an Remote-Arbeit schätzen (bzw. nicht schätzen) und wie die Erfahrungen in der Bevölkerung variieren, können Unternehmen eine digitale Transformation der Arbeitswelt ankurbeln, die nicht nur die Produktivität, sondern auch das Wohlbefinden der Mitarbeitenden verbessern.
Den globalen Wechsel zu Remote-Arbeit verstehen
Obwohl die Flucht aus dem Büro weltweit stattgefunden hat, verlief sie bei weitem nicht einheitlich. Einige Länder haben andere bei weitem in ihrer Bewegung hin zur Remote-Arbeit übertroffen. Wenn wir die Daten auf nationaler Ebene aufschlüsseln, können wir Erkenntnisse über das neue Arbeitsplatz-Gleichgewicht für jedes Land ermitteln.
Im Spätsommer 2020 haben mehr Beschäftigte in den USA (44 %) und in Großbritannien (45 %) hauptsächlich von zu Hause aus gearbeitet als im Büro. Interessanterweise trifft in Japan (52 %), Frankreich (58 %), Deutschland (51 %) und Australien (39 %) genau das Gegenteil zu. Dort geben mehr Beschäftigte an, ins Büro zu gehen, als von zu Hause aus zu arbeiten.
Die Unterschiede zwischen Arbeit im Büro und zu Hause auf der ganzen Welt werden wahrscheinlich durch mehrere Faktoren beeinflusst, beispielsweise durch die Effektivität der einzelnen Länder bei der Eindämmung der Corona-Pandemie und die kulturelle Einstellung gegenüber Remote-Arbeit. So sagen beispielsweise Beschäftigte in Japan mehr als doppelt so häufig wie Beschäftigte in den USA oder Großbritannien, dass ihre Arbeit im Home-Office überhaupt nicht möglich ist, und sie sagen auch mit größerer Wahrscheinlichkeit, dass die Arbeit von zu Hause aus schlechter für ihre Produktivität ist als in jedem anderen Land. Es gibt also keine Universalstrategie bei der Transformation der Arbeitswelt, was besonders für Unternehmen mit globaler Präsenz wichtig ist.
Die Lichtblicke beim Arbeiten im Home-Office
Die Erfahrungen der Leute mit Remote-Arbeit und der Transformation der Arbeitswelt sind sehr vielfältig, es gibt sowohl Vor- als auch Nachteile. Um die Pluspunkte zu ermitteln, haben wir diejenigen, die von zu Hause aus arbeiten, gebeten, die drei wichtigsten Vorteile ihrer Regelung zu nennen. Nur 3 % geben an, dass es keine Vorteile für sie gibt. Andere nennen Zeit- und Geldeinsparungen, ein weniger stressiges Arbeitsumfeld und mehr Freizeit. Zu den wichtigsten Vorteilen zählen, dass die Beschäftigten nicht mehr pendeln müssen, dass sie Geld sparen können und sie ihr Berufs- und Privatleben besser miteinander vereinbaren können.
Zeit und Geld
Vor der Pandemie haben Beschäftigte in den USA durchschnittlich 54 Minuten täglich mit Pendeln verbracht. Pendelzeiten in anderen Ländern der Umfrage betragen mehr als eine Stunde pro Tag. Für diejenigen, die von zu Hause aus arbeiten, haben sich die Fahrtzeiten zur Arbeit und wieder nach Hause auf Null bzw. die wenigen Minuten, die für den Wechsel von einem Raum in den anderen benötigt werden, reduziert.
Beschäftigte weltweit scheinen das Pendeln nicht zu genießen, sondern sind vielmehr erleichtert, dass es nicht mehr zu ihrem Alltag gehört. Zwar mag das Pendeln für einige einen mentale Übergang von der Arbeit ins Privatleben darstellen, aber es ist offensichtlich, dass viele die zusätzliche Zeit, die ein pendelfreier Arbeitstag bietet, bevorzugen. Der Wegfall des täglichen Pendelns bringt auch Kosteneinsparungen mit sich (der am zweithäufigsten genannte Vorteil) und ermöglicht mehr Zeit mit der Familie, ein weiteres Plus für viele der Befragten.
Lebensqualität
Abgesehen von Zeit und Geld heben diejenigen, die im Home-Office arbeiten, dank der Transformation der Arbeitswelt auch eine verbesserte Work-Life-Balance und ein weniger stressiges Arbeitsumfeld als Vorteile der Arbeit von zu Hause aus hervor. Mit mehr Zeit und weniger Stressfaktoren im Büro scheinen diejenigen, die von zu Hause aus arbeiten, im Schnitt eine Verbesserung ihrer Lebensqualität zu spüren.
Die meisten Beschäftigten bevorzugen ein Hybrid-Modell aus Arbeiten im Büro und im Home-Office
Die Transformation der Arbeitswelt hat vielen Beschäftigten, die zuvor im Büro gearbeitet haben, die Möglichkeit gegeben, eine neue Form der Arbeit auszuprobieren, und die Daten zeigen, dass es ihnen (überwiegend) gefällt. Tatsächlich bevorzugt die überwiegende Mehrheit der Wissensarbeitenden (72 %) eine hybride Form, die Home-Office und Büro kombiniert. Die Beschäftigten möchten sich ungern auf eine Arbeitsumgebung festlegen: Nur 12 % würden es vorziehen, dauerhaft vom Büro aus zu arbeiten, und 13 % wollen ganztags von zu Hause aus arbeiten.
Unternehmen sind gut beraten, die Präferenz eines hybriden Arbeitsumfelds im Auge zu behalten, auch wenn sie weitere Monate Remote-Arbeit planen. Aus den Daten geht hervor, dass 83 % derer, die bereits von zu Hause aus arbeiten, damit rechnen, dass das mindestens die nächsten drei Monate so bleibt. Da die meisten Wissensarbeitenden nicht daran interessiert sind, ganztägig in ihr Büro zurückzukehren, können Unternehmen jetzt damit beginnen, in die von den Mitarbeitenden bevorzugten hybriden Umgebungen zu investieren.
Vorstellung des Remote Employee Experience Inde (des Erfahrungsindex von Mitarbeitenden im Home-Office)
Es ist klar, dass die Arbeit im Home-Office, eines der wichtigsten Ergebnisse der Transformation der Arbeitswelt, bleibt. Wie können Unternehmen also die Auswirkungen auf das Wohlbefinden der Mitarbeitenden abschätzen und ihre Systeme und Strategien entsprechend anpassen? Um diesem Bedürfnis zu entsprechen, hat das Future Forum, ein neues Konsortium, das von Slack ins Leben gerufen wurde, um Unternehmen dabei zu unterstützen, die Arbeit in der neuen digitalen Arbeitswelt neu zu erfinden, Remote Employee Experience Index, den Erfahrungsindex von Mitarbeitenden im Home-Office, REEI) entwickelt. Der Index ist ein vierteljährlicher Bericht, der die notwendigen Einblicke bietet, um sich während er digitalen Transformation der Arbeitswelt zurechtzufinden. Er bewertet fünf wichtige Elemente der Arbeitserfahrung im Home-Office: Produktivität, Work-Life-Balance, Stress und Angst, Zugehörigkeitsgefühl und Zufriedenheit mit der Arbeitsumgebung.
Der Index bewertet jedes Element anhand einer Skala von „viel besser“ bis „viel schlechter“ als die Arbeit im Büro, wobei der Mittelwert „etwa gleich gut wie die Arbeit im Büro“ ist. Er enthält eine globale Gesamtbewertung sowie länderspezifische Bewertungen für die USA, Großbritannien, Frankreich, Deutschland, Japan und Australien, die den Organisationen eine globale Momentaufnahme der Stimmung bezüglich Remote-Arbeit und der Transformation der Arbeitswelt liefert. Die Umfrage wurde zwischen dem 30. Juni und dem 11. August 2020 über GlobalWebIndex, einen Drittanbieter von Online-Panels, im Auftrag von Slack durchgeführt. Die Ergebnisse wurden nach Sektor und Bevölkerung gewichtet.
Ergebnisse des Remote Employee Experience Index
Remote-Arbeit kann eine bunte Mischung sein
Die Ergebnisse unseres anfänglichen Index zeigen, dass Wissensarbeitende weltweit insgesamt denken, dass Home-Office besser als Arbeiten im Büro ist (+14). Insbesondere scheint das Home-Office positive Auswirkungen auf ihre Work-Life-Balance zu haben (+26), zu Zufriedenheit mit ihren Arbeitsbedingungen zu führen (+20) und ihren arbeitsbedingten Stress zu reduzieren (+17).
Remote-Arbeit hat aber auch einige Nachteile: Das Zugehörigkeitsgefühl der Beschäftigten (–5) scheint schlechter zu sein, wenn sie von zu Hause aus arbeiten. Dies ist der eine Bereich, in dem die meisten Wissensarbeitenden mit Remote-Arbeit weniger zufrieden sind. Durch Investitionen in Strategien und Technologien, die die Verbindungen der Mitarbeitenden untereinander stärken, können Unternehmen während der digitalen Transformation der Arbeitswelt dazu beitragen, das Arbeiten im Home-Office angenehmer zu gestalten.
Die Remote-Arbeitserfahrung variiert je nach Bevölkerung
Das Arbeitsleben aller Mitarbeitenden jeder Ebene ist von der Bewegung hin zum Home-Office beeinflusst worden. Sowohl Führungskräfte, mittlere Führungskräfte als auch einzelne Mitarbeitende mussten während der Transformation der Arbeitswelt die Herausforderungen meistern, eine ruhige Arbeitsumgebung, geeignete Orte für Meetings und Strategien zur Betreuung von Kindern und anderen Familienmitgliedern zu finden.
Trotz dieser Gemeinsamkeiten sind die Beschäftigten mit individuellen Herausforderungen und Vorteilen konfrontiert, die ihre Erfahrung prägen. Wir wollten besser verstehen, wie sich Remote-Arbeit auf verschiedene Bevölkerungsgruppen auswirkt, und unter anderem folgende Fragen beantworten: Inwieweit wirkt sich die Tatsache, Kinder zu haben, auf die Remote-Arbeit-Erfahrung aus? Empfinden erfahrene Führungskräfte anders als einzelne Mitarbeitende? Wie kommen neue Mitarbeiter:innen mit Remote-Arbeit zurecht?
Erfahrene Führungskräfte, mittlere Führungskräfte und einzelne Mitarbeitende
Eine Krise übt natürlich zusätzlichen Druck auf die Führungskräfte aus. Ihre Mitarbeitenden – und die Aktionär:innen – erwarten von ihnen, dass sie Entscheidungen treffen, die dem Unternehmen zugute kommen und gleichzeitig die Interessen der Mitarbeitenden berücksichtigen. Es ist also keine Überraschung, dass es für Angehörige der oberen und mittleren Führungsebene schwerer war als für einzelne Mitarbeitende, die Work-Life-Balance einzuhalten.
Von allen drei Gruppen berichten die erfahrenen Führungskräfte im Vergleich zu den mittleren Führungskräften (+22) und den einzelnen Mitarbeitenden (+26) von der geringsten Verbesserung der Work-Life-Balance (+20) während der Transformation der Arbeitswelt. Gleichzeitig berichten erfahrene Führungskräfte, deren Rolle im Allgemeinen erfordert, dass sie mit ihren Kolleg:innen in besonders engem Kontakt bleiben, von positiven Auswirkungen auf ihr Zugehörigkeitsgefühl (+6), während die beiden anderen Gruppen von negativen Auswirkungen berichteten.
In Bezug auf Stressbewältigung und Produktivität nimmt die mittlere Führungsebene den Druck eher wahr als einzelne Mitarbeitende oder erfahrene Führungskräfte. Sie melden die niedrigsten Zahlen für Stressminderung (+15) im Vergleich zu erfahrenen Führungskräften (+19) und einzelnen Mitarbeitenden (+19). Angesichts ihrer Rolle als Vermittler zwischen den Führungskräften, die die Strategie planen, und den Mitarbeitenden, die sie ausführen, liegt es auf der Hand, dass eine Verlagerung von bürointerner Kommunikation zur Remote-Kommunikation während der Transformation der Arbeitswelt zusätzlichen Stress verursachen könnte.
Die Bedeutung vorhandener Beziehungen
Aus der größeren Zufriedenheit der Mitarbeitenden mit längerer Betriebszugehörigkeit und erfahrenen Führungskräften resultiert die Hypothese, dass bestehende Beziehungen die Basis für die Arbeit im Home-Office sind. Für neue Mitarbeitende ist es schwieriger, mit dem Schritt zu halten, woran andere arbeiten, und motiviert zu bleiben. Außerdem berichten sie bei der Transformation der Arbeitswelt häufiger als erfahrenere Mitarbeitende von Gefühlen der Einsamkeit oder Isolation.
Der Übergang zur Arbeit im Home-Office ist schwer
Unsere frühere, Ende März durchgeführte Umfrage in den USA hat ergeben, dass Mitarbeitende im Home-Office, die vor der Pandemie mehr als drei Monate lang von zu Hause aus gearbeitet hatten, von der Verlagerung auf Remote-Arbeit weniger betroffen waren.
Dasselbe gilt für unsere jüngste Umfrage, die die Auswirkungen von Remote-Arbeit auf globaler Ebene untersuchte. Diejenigen mit nur einigen Monaten Arbeitserfahrung äußerten doppelt so häufig wie erfahrenere Remote-Arbeiter:innen, dass sich dies negativ auf ihre Produktivität auswirkt. Diejenigen mit weniger Remote-Arbeitserfahrung berichteten auch von einer geringeren Gesamtzufriedenheit und einem geringeren Maß an Work-Life-Balance sowie mehr Stress während der Transformation der Arbeitswelt.
Im Home-Office zu arbeiten muss gelernt werden. Es braucht Zeit, bis sich Wissensarbeitende an neue Formen der Beziehungspflege und des Organisierens ihrer physischen Umgebung gewöhnt haben. Unternehmen können diese Lernkurve beschleunigen, indem sie Unterstützung, Schulungen und Hilfsmittel anbieten, um Remote-Work-Einsteigern die Anpassung zu erleichtern.
Geschlecht und Zusammensetzung des Haushalts
Nachdem Lockdown-Verordnungen in Kraft getreten sind, waren werktags zuvor leerstehende Wohnungen und Häuser plötzlich mit Leuten gefüllt. Mitbewohner:innen und Partner:innen arbeiteten in unmittelbarer Nähe, und Eltern mussten Arbeitsverpflichtungen und Kinderbetreuung in Einklang bringen. Diese Veränderungen wurden von einigen gut aufgenommen und stellten andere vor neue Herausforderungen angesichts der Transformation der Arbeitswelt. Ob positiv oder negativ, sie beeinflussten zweifellos die Remote-Arbeitserfahrungen der Leute.
Frauen mit Kindern stehen vor besonderen Herausforderungen
Während Eltern insgesamt positive REEI-Werte melden – einschließlich der Zugehörigkeitsgefühlbewertungen – vergeben Frauen in Haushalten mit Kindern niedrigere Gesamtbewertungen (+10) im Vergleich zu Frauen ohne Kinder (+13). Da Frauen häufig einen unverhältnismäßig hohen Anteil der Kinderbetreuungsaufgaben übernehmen, überrascht es nicht, dass diejenigen mit Kindern zur Work-Life-Balance die niedrigste Bewertung abgeben (+14), 6 Punkte weniger als Frauen ohne Kinder (+20). Dieser Unterschied machte sich auch bei der Bewertung von Produktivität, Stress und allgemeiner Zufriedenheit bemerkbar.
Frauen mit und Frauen ohne Kinder werden während der Transformation der Arbeitswelt auch mit unterschiedlichen Herausforderungen konfrontiert. Für Frauen mit Kindern gehört das Gefühl, von nicht arbeitsbezogenen Dingen überfordert zu sein, sowie die Schwierigkeit, sich zu konzentrieren und Ablenkungen zu vermeiden, zu den größten Herausforderungen bei der Remote-Arbeit. Im Gegensatz dazu zählen für Frauen ohne Kinder die Suche nach einer stabilen WLAN-Verbindung und die Aufrechterhaltung von Arbeitsbeziehungen zu den größten Herausforderungen.
Bei Männern war die Diskrepanz bei der Work-Life-Balance bei der Transformation der Arbeitswelt weniger ausgeprägt. Diejenigen mit Kindern bewerten die Work-Life-Balance mit +15 gegenüber +18 bei denjenigen ohne Kinder. Männer mit und ohne Kinder verzeichnen auch bessere Werte in Bezug auf die Gesamtzufriedenheit mit ihrem Arbeitskonzept und der Produktivität.
Remote-Arbeit bleibt unterm Strich positiv
Sowohl Männer als auch Frauen mit Kindern berichten von insgesamt positiven Auswirkungen auf das Zugehörigkeitsgefühl, was darauf hindeutet, dass ein Zugehörigkeitsgefühl am Arbeitsplatz für Eltern vielleicht weniger im Vordergrund steht, oder dass sie ein Gefühl der Zusammengehörigkeit mit anderen Kollegen entwickeln, die vor ähnlichen Herausforderungen stehen.
Angesichts der unterschiedlichen häuslichen Situationen – die Anwesenheit eines weiteren Elternteils, Alter und Anzahl der Kinder und andere Betreuungsanforderungen – belegt die Tatsache, dass Remote-Arbeit sich in allen Gruppen positiv auf Produktivität, Stress und allgemeine Arbeitszufriedenheit ausgewirkt hat, zwei Dinge: die Resilienz der einzelnen Beschäftigten und die weit verbreitete Attraktivität von Remote-Arbeit.
Während die Ungewissheit über die Rückkehr ins Büro nach wie vor besteht, können Führungskräfte diese Erkenntnisse nutzen, um im Zuge der digitalen Transformation der Arbeitswelt einen neuen „normalen“ Arbeitsplatz zu entwickeln, der berufstätige Frauen, Männer und Eltern besser unterstützt.
In Kontakt bleiben in der Remote-Arbeitswelt
Remote-Work bedeutete das spontane Ende physischer Zusammenkünfte und freundlicher persönlicher Begegnungen. Kaffeepausen, Mittagessen, Meetings, Geburtstagsfeiern, freiwillige Aktivitäten und Happy Hours wurden entweder eingestellt oder in den Online-Bereich verlagert. Virtuelle Veranstaltungen reichen jedoch oft nicht aus, wenn es darum geht, ein Zugehörigkeitsgefühl zu fördern, neue Beziehungen aufzubauen und Einblick in die Arbeit anderer zu gewinnen. Es ist also kein Wunder, dass vier der fünf größten Herausforderungen, die von Wissensarbeitenden weltweit genannt wurden, mit Beziehungen zu tun hatten.
Interessanterweise ist die größte Herausforderung für Beschäftigte im Home-Office während der digitalen Transformation der Arbeitswelt logistischer Natur. Wenn das Internet die Lebensader für den Kontakt mit den Kolleg:innen ist, ist ein zuverlässiger Zugang entscheidend. Angesichts seiner Bedeutung ist es kein Wunder, dass Remote-Arbeitende instabile WLAN- oder Internet-Verbindungen als größte Herausforderung beim Home-Office nennen. Tatsächlich gibt fast jede vierte befragte Person (24 %) instabile Konnektivität als Herausforderung an. Die anderen oft genannten Herausforderungen haben eher mit zwischenmenschlichen Beziehungen zu tun, einschließlich: Schwierigkeiten bei Aufbau/Pflege von Beziehungen, stärkeres Gefühl der Einsamkeit oder Isolation und mehr Schwierigkeiten, zu wissen, woran andere gerade arbeiten.
Die Schwierigkeit, konzentriert zu bleiben und Ablenkungen zu vermeiden, wurde von 22 % der Wissensarbeitenden weltweit berichtet und war sowohl für diejenigen mit als auch für diejenigen ohne Kinder ein Hauptanliegen. Es scheint, dass das Sitzen vor dem Computer in einer globalen Gesundheitskrise, in einigen Ländern, gepaart mit politischen Unruhen und Umweltkatastrophen, die Konzentrationsfähigkeit der Mitarbeitenden während der massiven Transformation der Arbeitswelt überfordert hat.
Die Daten sind eindeutig: Insgesamt hat sich Remote-Arbeit für viele Wissensarbeitende unterm Strich als positiv erwiesen, aber für viele andere gibt es noch erheblichen Verbesserungsbedarf. Um etwas zu bewirken, müssen wir uns viele der kulturellen Praktiken neu vorstellen, die wir vom Büro in unsere Wohnungen getragen haben. Es ist an der Zeit, sich bei der digitalen Transformation der Arbeitswelt auf neue Lösungen zu konzentrieren.
Maßnahmen ergreifen: So kann Remote-Arbeit für alle verbessert werden
Es ist verlockend, digitale Lösungen als Wunderwaffe zu betrachten, aber viele der Herausforderungen, die Remote-Arbeit mit sich bringt, sind weniger technologische als vielmehr menschliche Probleme. Mehr als ein Viertel der Wissensarbeitenden weltweit geben an, dass ihr Unternehmen als Folge der Verlagerung auf Remote-Arbeit neue Kommunikationsmittel zur Verfügung gestellt hat. Während diese einzelne Maßnahme positive Auswirkungen auf Produktivität (+3) und das Zugehörigkeitsgefühl der Beschäftigten (+4) haben kann, haben wir herausgefunden, dass die Arbeitskultur, die dank dieser Tools gefördert werden kann, noch wichtiger ist.
Die Verantwortung für die Veränderung der Arbeitskultur muss gemeinsam getragen und darf nicht auf eine einzelne Rolle oder ein Team abgewälzt werden. Alle, von erfahrenen Führungskraft bis zu einzelnen Mitarbeitenden und den Organisationen, von denen sie unterstützt werden, spielen eine Rolle, wenn es darum geht, den Erfolg der digitalen Transformation der Arbeitswelt zu sichern.
Als Einzelperson
Pausen machen: Das ist möglicherweise eine der offensichtlichsten und einfachsten Maßnahmen, mit denen Remote-Arbeitende die Produktivität steigern, Arbeitsstress reduzieren und die Work-Life-Balance verbessern können: Pausen machen. Und zwar jeden Tag (am besten mehrere). Von der Arbeit abschalten und Kontakt zu Familie und Freund:innen pflegen, Sport machen oder ein gutes Mittagessen zu sich nehmen: das kann einen bemerkenswerten Einfluss auf die Work-Life-Balance (+11), Produktivität (+7) und den Stress im Zusammenhang mit der Arbeit (+7) haben.
Überraschenderweise berichten nur zwei Drittel der Wissensarbeitenden, dass sie täglich Pausen einlegen. Das kann daran liegen, dass ein Meeting das nächste jagt, dass sie sich um Familienangehörige kümmern müssen oder dass ständige Erreichbarkeit am Arbeitsplatz erwartet wird. Vorgesetzte können hier wirklich helfen, indem sie entweder vernünftige Pausen befürworten oder Mitarbeitenden dabei helfen, über den Tag verteilt mehr Zeit für sich selbst zu haben.
Den Tag planen: Nur 35 % der Wissensarbeitenden berichten, dass sie ihren Arbeitstag planen, bevor sie mit der Arbeit beginnen. Diejenigen, die dies bejaht haben, haben eine bedeutende Verbesserung ihrer Produktivität festgestellt (+7). Manche Remote-Arbeitende haben Probleme damit, motiviert zu bleiben und sich nicht ablenken zu lassen. Hier kann es hilfreich sein, einen Plan aufzustellen oder sich ein Ziel für den Tag zu setzen, um die eigene Aufmerksamkeit zu fokussieren.
Als Team
Nein sagen zu Status-Meetings: Status-Meetings füllen die Kalender Beschäftigten. Mehr als die Hälfte aller Beschäftigten muss an wöchentlichen Meetings teilnehmen oder regelmäßig Status-Updates abliefern. Dies verbessert jedoch den Zusammenhalt und die Kollegialität unter den Mitarbeitenden keineswegs – ganz im Gegenteil: Beschäftigte, die an Status-Meetings teilnehmen, berichten von einem eher geringeren Zugehörigkeitsgefühl (-3) als solche, die schriftliche Status-Updates erhalten (+6). Indem Updates nicht in Meetings, sondern über asynchrone digitale Channels mitgeteilt werden, kann Zeit für sinnvollere Team-Gespräche und den Aufbau engerer Beziehungen freigesetzt werden.
Lob aussprechen: Sich geschätzt fühlen und mindestens einmal alle zwei Wochen Zeit in die Anerkennung der Beiträge anderer zu investieren, hatte die größte Auswirkung auf das Zugehörigkeitsgefühl der Beschäftigten (+10). Nur ein Drittel der Befragten berichtet jedoch, im Arbeitsumfeld eine solche Form der Anerkennung zu erhalten bzw. aussprechen zu können. Um Wertschätzung auszudrücken, ist keine große Feier mit Sekt und Kuchen notwendig. Teams müssen verstärkt darauf achten, dass andere wissen, dass ihre Beiträge wertgeschätzt werden. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Arbeit in einem Team-Meeting gelobt wird oder die Leistungen auf der Kommunikationsplattform des Unternehmens hervorgehoben werden.
Teambuilding nicht unterschätzen: Bei Mitarbeitenden, die an speziellen monatlichen Aktivitäten zur Team-Bildung teilnehmen, wie etwa Retrospektiven, Brainstorming-Sitzungen oder sogar Spielen, steigt das Zugehörigkeitsgefühl deutlich (+10). In Remote-Work-Umgebungen kommt solchen Aktivitäten eine zusätzliche Bedeutung zu. Sie bieten neueren Mitarbeitenden eine Möglichkeit, Beziehungen und Vertrauensverhältnisse zu Kolleg:innen aufzubauen, und stärken gleichzeitig bereits bestehende Verbindungen im Team.
Als Organisation
Flexibel bleiben: Mitarbeitende, die zeitlich flexibel arbeiten können, vergeben in jedem Bereich des Index höhere Punktzahlen als diejenigen, deren Arbeitszeiten strikt fixiert sind. Die positiven Auswirkungen auf Faktoren wie die Work-Life-Balance (+23) während der Transformation der Arbeitswelt sind nicht weiter verwunderlich. Überraschend ist jedoch die Tatsache, dass Mitarbeitende mit flexiblen Arbeitszeiten bei der Produktivität fast doppelt so gut abschneiden wie Beschäftigte mit festgelegten Arbeitszeiten (+13 gegenüber +7). Auch beim Zugehörigkeitsgefühl lagen die Ergebnisse deutlich höher (–0,2 gegenüber –6).
Methodik
Der Remote Employee Experience Index basiert auf den Daten einer Befragung von 9032 Wissensarbeitenden, die in den USA, Großbritannien, in Frankreich, Deutschland, Japan und Australien als „Bürofachkräfte“ eingestuft werden. Er analysiert die wichtigsten Merkmale der Arbeitserfahrung von 4700 Mitarbeitenden, die hauptsächlich im Homeoffice arbeiten. Die Umfrage wurde zwischen dem 30. Juni und dem 11. August 2020 über GlobalWebIndex, einen Drittanbieter von Online-Panels, im Auftrag von Slack durchgeführt. Die Ergebnisse wurden nach Sektor und Bevölkerung gewichtet.