Transformation

„Ohne Widerstände wären wir wohl nicht innovativ genug gewesen“

Baumarkt und Digitalisierung sind ein unterschätztes Duo. Wie genau sich der klassisch stationäre Sektor mit Online verbinden lässt, zeigt HORNBACH.

Vom Slack-Team20. Dezember 2022Illustration von Christine Oymann

Für die Digitalisierung des Baumarktes ist es allein mit einem Webshop nicht getan. Vielmehr braucht es Elemente wie die digitale Videoberatung, eine Symbiose aus On- und Offline, die passende Lern- und Innovationskultur im Unternehmen sowie die geeignete Technologie. Dafür setzt sich der HORNBACH-CTO auch gerne mit Widerständen auseinander. 

 Es gab eine Zeit, da wurde Andreas Schobert in der Vorstandsrunde augenzwinkernd als „der Cash-Burner“ aus Neustadt begrüßt. Damals, Ende 2010, startete ein Team um Schobert den Verkauf der ersten Artikel im Webshop für die HORNBACH Baumarkt AG  – mit dem Ergebnis von durchschnittlich gerade mal zehn Bestellungen pro Tag. Ein Umsatz, der in ungünstigem Verhältnis zu den dafür notwendigen Investitionen stand. Trotzdem fand das Team Unterstützung bei den Gründern: Die Familie Hornbach hatte bereits im Zuge des ersten Dotcom-Hypes in den 2000ern die Bedeutung des Themas Digitalisierung für sich definiert. Schoberts Erfahrungen aus dieser Zeit werden nicht nur viele andere teilen, die in stark stationären Geschäftsfeldern die Digitalisierung vorantreiben. Aus ihnen stammen auch Erkenntnisse, die für jedes weitere Transformationsprojekt hilfreich sind.

 „Unseren Gründern war schon damals klar, dass man sich genau Gedanken darüber machen muss, was Technologie und Digitalisierung in Zukunft für uns bedeuten“, sagt Schobert im Gespräch bei „Pioniere des Wandels“. Er selbst kam 2004 ins Unternehmen, begleitete die Baumarkt-Kette beinahe von der Pike auf ins Netz. Dabei erfuhr er zwar den Rückhalt von der Gründerfamilie und hatte ein Team mit innovativ denkenden Leuten um sich herum – aber nicht alle im Unternehmen sahen zum damaligen Zeitpunkt die Chancen eines Interconnected Retail Geschäftsmodells. HORNBACH verzeichnete über viele Jahrzehnte Erfolge im stationären Geschäft und der neue Kanal wurde zunächst von einigen als Konkurrenz wahrgenommen, was Ängste schürte. Missen will Schobert diesen Gegenwind trotzdem nicht. Denn Konflikt schafft aus seiner Sicht Raum für Ideen: „Ohne Widerstände wären wir wohl nicht innovativ genug gewesen“, erinnert er sich. Entscheidend war letztlich dann auch der Beweis, dass Digitalisierung das Arbeiten für alle einfacher und effizienter macht und niemandem die Butter vom Brot nimmt. Beispielsweise, wenn sich die Produktdarstellung auf der Website für effiziente Beratung im Geschäft nutzen ließ: „Für die Kolleginnen und Kollegen auf der Fläche war das natürlich der Bringer, ein Beratungsgespräch bei Kaminöfen von einer Stunde auf zwanzig Minuten zu reduzieren“, erinnert er sich.

„Was wir brauchen, ist eine richtig gute Lernkultur, keine Fehlerkultur”

Andreas SchobertCTO, HORNBACH Baumarkt AG

Innovation wächst durch Lernen, Gemeinschaft und Freiheit

Grundsätzlich treibt HORNBACH Innovation durch die passenden Rahmenbedingungen: Dazu gehört es für Schobert, den Raum zum Lernen, Ausprobieren und zum Kompetenzerwerb zu schaffen. „Was wir brauchen, ist eine richtig gute Lernkultur, keine Fehlerkultur – denn wir wollen ja keine Fehler kultivieren, sondern aus Fehlern lernen und Innovation vorantreiben“, erläutert der CTO. Das heißt, dass niemand Angst haben muss, wenn einmal etwas nicht gelingt, sofern man gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen bereit ist, aus Fehlern zu lernen und es besser zu machen. Der andere wichtige Aspekt ist für ihn der Austausch unterschiedlicher Perspektiven, damit Innovation gelingen kann.

Dieses Innovationsumfeld hilft zudem im Wettbewerb um die besten Fachkräfte. „Wir sind der Überzeugung, dass man mit den richtigen Rahmenbedingungen für innovatives Arbeiten automatisch innovative Menschen anzieht und gleichzeitig eine Innovationskultur im Unternehmen schafft“, sagt der CTO. Ebenso wie im Austausch mit der Kundschaft gilt auch hier: Der Mensch steht im Mittelpunkt. Schobert selbst entschied sich, in das Unternehmen einzusteigen, da bei HORNBACH eine klare Erwartungshaltung, erfolgreich zu arbeiten, mit der Chance kombiniert ist, wirklich etwas verändern und bewegen zu dürfen. So läuft es auch heute noch.

Digitalisierte Arbeitskonzepte auch in den Märkten

Um Rahmenbedingungen geht es heute auch beim Thema Arbeitsplatz. Seit der Corona-Pandemie setzen viele Unternehmen auf hybride Arbeitsmodelle, einerseits, weil es funktioniert, andererseits, weil ein gewisser Home-Office-Anteil fast schon Hygienefaktor im War for Talents ist. Bei HORNBACH stellen die vielfältigen Jobs durch die unterschiedlichen Rahmenbedingungen, zum Beispiel in den Bereichen Markt, Logistik und Zentrale sehr heterogene Anforderungen an digitale Arbeitsmodelle. Dennoch: Auch hier war die Pandemie ein Lehrstück dafür, was möglich ist. „Wir haben gesehen, dass wir auch das Arbeiten in der Fläche neu definieren können“, erklärt er. Etwa, per Videoberatung eigentlich standortgebundenes Expertenwissen in der Breite verfügbar zu machen.

Aber auch Kollaborationstools spielen eine Rolle in der Organisation und Kommunikation des Arbeitsalltags bei HORNBACH. Dabei geht es etwa darum, wie sich das Arbeitsleben für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter besser und einfacher gestalten lässt. Bei Schichtwechseln beispielsweise oder wenn es darum geht, in der Fläche Probleme zu lösen, Beratungsgespräche zu organisieren oder Artikel aus dem Markt heraus zu versenden. „Da hilft Technologie und auch das vernetzte Kommunizieren untereinander natürlich unglaublich, Transparenz zu schaffen und viel schneller reagieren zu können“, so Schobert.

„Wir haben gesehen, dass wir auch das Arbeiten in der Fläche neu definieren können“

Drei Tipps für mehr Produktivität im Alltag

Mit Blick auf die Technologien der Zukunft und vor allem den Trend Metaverse bleibt Schobert unaufgeregt, denn HORNBACH ist die ersten Schritte schon gegangen. Das Metaverse sieht er als eine Summe unterschiedlicher Technologien, von denen einige im Unternehmen bereits im Einsatz sind, etwa AR zum Vermessen von Räumen oder die Bilderkennung in der App sowie VR beim Bäderverkauf. Zugleich hat das Unternehmen auf die zunehmende Digitalisierung im Zuhause seiner Kundschaft reagiert und in das Thema Smart Home investiert. Auch an dieser Stelle sieht Schobert eine massive Perspektivänderung: Für die heutigen Millennials und Gen Z könnten virtuelle Welten künftig zum ganz normalen Teil ihrer Wohnwelt werden –  ein bisschen so, wie es sich heute bei einem Garten oder einem Gartenhaus anfühlt.

Für alle, die ähnlich innovativ und produktiv wie HORNBACH agieren wollen, hat Andreas Schobert drei Tipps auf Lager. Zum einen findet er es inspirierend, immer mal wieder wie ein 16 Jahre alter Mensch zu denken. „Weil es weniger Restriktionen im Denken gibt und man nicht überlegt, ob etwas in der Umsetzung funktioniert“, sagt Schobert. Sein zweiter Rat ist es, wenn man sich für ein Thema begeistert, sich mit ganzem Herzblut diesem Projekt verschreiben. Erst dann ließen sich Widerstände auflösen. Drittens empfiehlt er, jeden Tag zu lernen und sich auf neue Dinge einzulassen, um für unerwartete Herausforderungen gerüstet zu sein und effektiver und effizienter arbeiten zu können.

 

 

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