Produktivität

Wie du im Home-Office das Beste aus dir herausholst

6 praktische Tipps, die dir helfen, bei Remote-Work mit anderen verbunden zu bleiben – und gleichzeitig deine Arbeit gut zu erledigen

Autor: Audra Williams19. März 2020Illustration von Wenting Li

Vor ein paar Jahren hatte ich mal besonders schweren Liebeskummer. Meine innere Anspannung war so groß, dass mich mein Fitness-Tracker (der meinen Pulsschlag maß) selbst an Tagen, an denen ich mich nicht aus dem Bett bewegte, weiter für mein mutmaßliches 15-stündiges Cardio-Training lobte.

Ich war zu der Zeit gerade von meiner Arbeit als Freiberuflerin in einen Vollzeitjob als Angestellte gewechselt. Doch das letzte, was ich in dem Moment wollte, war, mein Haus zu verlassen. Aber gerade in diesen ersten paar Wochen war es nicht möglich, von zu Hause aus zu arbeiten. Also musste ich mich nach draußen zwingen und mit Leuten interagieren, die ich gerade erst kennengelernt hatte. Das fühlte sich sehr ungerecht an.

Es zeigte sich allerdings, dass ich manchmal einfach unter Menschen gehen muss. Die Daten meines Fitness-Trackers sprachen jedenfalls dafür. Immer wenn ich im Büro war, verlangsamte sich mein Pulsschlag auf den Normalwert. Selbst Fachleute sagen, dass Home-Office neben den positiven Seiten auch durchaus Nachteile haben kann. Das Magazin Harvard Business Review fragt: „Ist es an der Zeit, dass Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen von überall aus arbeiten?“. Das World Economic Forum hingegen mahnt zur Vorsicht: „Remote-Work könnte Ihrer psychischen Gesundheit schaden.“ 

Doch es gibt Zeiten wie diese, in denen Remote-Work – im besten Fall – unsere einzige Option ist. Wir müssen also alle in der Lage sein, von zu Hause aus arbeiten zu können, wenn uns die Umstände – von einem Büroumzug bis hin zum Ausbruch einer Pandemie – keine andere Wahl lassen.

Ich verspreche dir, dass du lernen kannst, wie man von zu Hause aus arbeitet, und zwar so, dass es für dich funktioniert.

1. Wirf dich in Schale… oder auch nicht.

Fast jede To-do-Liste zum Home-Office fordert dich dazu auf, dich so anzuziehen, als ob du ins Büro gehen würdest. Doch es scheint keine konkreten Beweise dafür zu geben, dass dieser Tipp überall anwendbar ist. Die Managerin für Marketinganalysen Ginny Brown ist der Meinung, dass dieser Tipp nochmal überdacht werden sollte.

„Mir erscheint er wie ein Teil einer ganzen Reihe von Überzeugungen, die Verhaltensweisen preisen, die modernen Business-Gewohnheiten entsprechen“, erklärt sie. „Und ich bin ganz sicher, dass es für einige Leute definitiv funktioniert, aber diese Überzeugungen werden durch die Vorurteile darüber, wie unserer Meinung nach „echte Arbeit“ aussieht, verstärkt.

Ich persönlich finde, dass jeder selbst entscheiden sollte, was für ihn oder sie die ideale Kleidung für das Home-Office ist. Vielleicht motiviert dich dein Lieblings-T-Shirt zu Höchstleistungen. Oder vielleicht stellst du fest, dass du nur in Abendschuhen wirklich produktiv bist. Das Wichtigste ist, dass du für eventuelle Online-Meetings präsentabel genug aussiehst. Denn Online-Meetings wirst du viele haben. 

2. Bleibe mit anderen Team-Mitgliedern in Kontakt

April Froncek, die Kommunikations-Managerin der gemeinnützigen Organisation Internet Society, arbeitet in letzter Zeit von zu Hause aus, weil sie Asthmatikerin ist. Ihre kleine Tochter ist auch zu Hause und nicht in der Schule. 

„Zoom-Meetings haben sich als lebenswichtig erwiesen“, sagt Froncek. „Und meine Kleine bekam mit, wie ich täglich um die Welt reiste, als sie bei meinen Meetings mit Team-Mitgliedern in Mexiko-Stadt, Großbritannien, Genf, im ländlichen Kanada, Botswana, Simbabwe und Äthiopien auf meinem Schoß saß.“

Video-Meetings sind eine großartige Möglichkeit, sicherzustellen, dass die Projekte auch während der Arbeit von zu Hause aus vorankommen. Aber sie ersetzen nicht den Aufbau von Beziehungen, die entstehen, wenn du mit deinen Kollegen und Kolleginnen zusammen bist. Das kannst du durch Remote-Team-Building-Maßnahmen erreichen, z. B. mit Online-Spielen oder Filmabenden. 

Du kannst außerdem auch neue Beziehungen aufbauen. Nimm deinen Mut zusammen und sende zum Beispiel die Nachricht „Ist das nicht verrückt“ an ein anderes Team-Mitglied, das du schon immer näher kennenlernen wolltest. Bitte jemanden darum, dein Accountability-Partner zu sein und erkundigt euch dann täglich beim jeweils anderen, wie es ihm geht, um sicherzustellen, dass alles gut läuft. So habt ihr die Möglichkeit, euch gegenseitig kennenzulernen. 

3. Bleibe mit der Außenwelt in Kontakt

Für sich selbst herauszufinden, wie man am besten von zu Hause aus arbeitet, ist eine Sache, aber was ist mit den übrigen Menschen da draußen? 

Als ich am Wochenende in den sozialen Medien unterwegs war, stellte ich fest, dass viele meiner Freunde und Freundinnen traurig sind und sich von der Außenwelt abgeschnitten fühlen. Also begab ich mich spontan zu einem virtuellen Treffpunkt, startete die erste Staffel von Mord ist ihr Hobby und teilte den Link. Es loggten sich daraufhin gleich mehrere Leute ein. Einige sahen einfach nur zu, ohne sich zu äußern, andere kommentierten die Mode der 80er Jahre per Webcam, und einige tauschten im Chat Witzeleien aus. Wir schauten uns nur ein paar Folgen an, aber fühlten uns danach alle besser. 

Wenn gemütliche Krimis (ein echtes Genre!) nicht dein Ding sind, kannst du dich auch mit Freunden und Freundinnen zum Online-Karaoke oder zu beliebten Online-Brettspielen treffen. Und wenn du lieber etwas Produktiveres machen willst, kannst du dich mit mehreren Leuten als Gruppe für einen Online-Kurs anmelden. Es gibt zurzeit zahlreiche kostenlose Angebote.

Wenn du neue Freunde und Freundinnen finden möchtest, sieh dir diese Liste von Online-Buchclubs an. Dein neuer bester Internet-Freund oder deine neue beste Internet-Freundin wartet vielleicht nur darauf, gemeinsam mit dir einen kitschigen Roman zu lesen und sich eine Auszeit vom derzeitigen Weltgeschehen zu gönnen.

4. Gönne dir Freiräume

Es ist toll, miteinander verbunden zu bleiben. Doch wenn du mit jemand anderem zusammenlebst, der ebenfalls von zu Hause arbeiten muss, sehnst du dich wahrscheinlich nach Zeit für dich. Die Schauspielerin, Regisseurin und Schriftstellerin Samora Smallwood erlebt diese Situation gerade mit Ihrem Partner Robert Ifedi, einem Fotografen, Schauspieler und Musikproduzenten. 

„Ich verbringe mit ihm gerne Zeit, aber unsere Arbeitsweisen sind sehr unterschiedlich“, sagt sie. „Er mag es, laute Musik zu hören und bis spät zu arbeiten. Ich dagegen schreibe und arbeite lieber ohne oder mit stimmungsvoller Musik und bin lieber früher im Bett.“ 

Die beiden halten die Harmonie aufrecht, indem sie sich gegenseitig informieren, wann einer von ihnen einen bevorstehenden Termin oder eine Vorführung hat. „Wenn gerade meine Bedürfnisse Vorrang haben, bestelle ich oft als Geste des guten Willens unser Lieblingsessen und umgekehrt“, sagt sie.

Wenn ihr euren Arbeitstag beendet habt, könnt ihr euch zu einem abendlichen Date verabreden und zum Beispiel zusammen einen virtuellen Rundgang durch ein Museum unternehmen.

5. Suche nach Hilfe

Es gibt zurzeit viele ermutigende Beispiele für gemeinschaftliches Engagement. Viele Menschen haben sich zusammengetan und bieten alles Mögliche an, von der finanziellen Unterstützung für Künstler und Künstlerinnen, die von dem Virus betroffen sind, bis hin zur Hilfe beim Umgang mit der Angst vor dem Virus. Amara Possian, Spezialistin für unabhängige digitale Kampagnen, wirft sogar ermutigende Botschaften in die Briefkästen ihrer Nachbarn und Nachbarinnen und hat eine Vorlage gepostet, um andere ebenfalls dazu zu ermutigen. 

S. Solange die Schulen geschlossen sind, organisiert Bear Bergman, der Gründer und CEO des Kinderbuchverlags Flamingo Rampant, unter der Woche morgens auf Facebook-Live täglich eine Märchenstunde

„Diese halbe Stunde mag etwas chaotisch sein, aber durch sie haben Eltern ein stärkendes, aktives Programm für ihre Kinder, das ihnen die Möglichkeit gibt, auch mal einen Anruf zu tätigen oder zu duschen, während ihre Kleinen beschäftigt sind“, sagt er. „Wir brauchen jetzt unsere gegenseitige Hilfe mehr denn je. Und das ist ein Anfang.“

6. Damit du später stolz auf dich sein kannst

In ein paar Jahren werden wir alle darüber reden, was wir während dieser weltweiten Krise gemacht haben. Was möchtest du dann sagen können? Willst du wie die Profiteure der Katastrophe sein, die Lysol-Wischtücher mit einem enormen Preisaufschlag bei Amazon verkaufen, oder eher wie der Metzger, der allen, die unter Quarantäne stehen, anbietet, ihnen zwei Wochen lang Lebensmittel zu liefern? Natürlich möchtest du ein guter Mensch sein. Wo kannst du also anfangen?

Du kannst die Zeit, die du normalerweise zum Pendeln benötigen würdest, für eine App wie Be My Eyes verwenden, mit der Freiwillige blinden und sehbehinderten Menschen helfen können, sich in einer Welt, die sie nicht sehen könne, zurechtzufinden. Du kannst das Geld, das du normalerweise für dein Mittagessen ausgibst, auf einer Website wie Modest Needs spenden und damit dazu beitragen, dass eine bestimmte Familie gezielt aus ihrer finanziellen Notlage befreit wird. 

Die Arbeit von zu Hause aus kann sich einsam anfühlen, aber sie ist auch eine Gelegenheit, sich auf unerwartete Weise mit anderen zu verbinden. Jetzt hast du also die Chance, jemand zu sein, der am Fenster steht und singt und alle, die ihn hören können, zum Mitsingen ermutigt. Oder zumindest jemand, der jemanden singen hört und mutig genug ist, mitzusingen.

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