Was versteht man unter Unternehmenskultur?
Die Unternehmenskultur beschreibt das Wertesystem, nach dem alle Mitglieder eines Unternehmens handeln, miteinander umgehen und Entscheidungen treffen. Stark verallgemeinert könnte die Essenz der Unternehmenskultur auch lauten: „So machen wir das bei uns“.
Zu den klassischen Elementen der Unternehmenskultur gehören:
- Vision und Ziele des Unternehmens,
- die Kommunikation mit Mitarbeitenden,
- die Unternehmenssprache, die sich auf das allgemeine Image auswirkt,
- der Führungsstil der Vorgesetzten,
- allgemeine Ansichten, Werte, Normen und Beziehungen, die den Alltag und das Betriebsklima prägen,
- Rahmenbedingungen und Benefits für die Mitarbeitenden.
Dieses komplexe Gefüge zeigt, dass Unternehmenskultur mehr als ein Buzzword ist: Laut einer Studie des Achievers Workforce Institute würden sich 62 Prozent der Befragten mehr im Job engagieren, wenn der Arbeitgeber die Unternehmenskultur verbessern würde (Stand: 2022). Die Kultur entscheidet also maßgeblich darüber, ob sich Mitarbeitende im Unternehmen wohlfühlen und die Zusammenarbeit auf Dauer gut funktioniert. Sie spielt damit auch eine bedeutende Rolle für den langfristigen Erfolg und Fortbestand des Unternehmens.
Kulturwandel im Unternehmen: Der richtige Zeitpunkt
Die digitale Transformation hat die inneren Strukturen von Unternehmen verändert: Dank moderner Tools haben sich Home Office und Remote Work in vielen Unternehmen als neue Standards etabliert. Darüber hinaus sind Mitarbeitenden der jüngeren Generation andere Werte im Arbeitsalltag wichtig: Neben dem Gehalt möchten sie einen Sinn in ihrer Arbeit finden, sich individuell entfalten können, stärker in Entscheidungsprozesse eingebunden werden und eine Unternehmenskultur, in der sie offen über Fehler sprechen können.
Vor diesem Hintergrund ist es umso wichtiger, das eigene Wertesystem an diese neuen Entwicklungen anzupassen. Denn wer einfach so weitermacht wie bisher, läuft Gefahr, von der agileren Konkurrenz überholt zu werden.
Das Software-Unternehmen Salesforce hat den Kulturwandel bereits vor vielen Jahren initiiert. Im Zentrum stehen Werte wie Vertrauen, Transparenz und Innovation. Salesforce fördert eine vertrauensvolle Arbeitsweise und nutzt dafür digitale Tools für die Zusammenarbeit. Die Vision, Businesspläne sowie Ziele und Maßnahmen werden transparent kommuniziert, sodass sie für alle Mitarbeitenden nachvollziehbar sind. Diese Unternehmenskultur schafft Platz für Innovation und neue Ideen. Darüber hinaus spendet das US-amerikanische Unternehmen jährlich je 1 Prozent des Eigenkapitals, seines Produktes und seiner Zeit, um gemeinnützige Organisationen und Bildungseinrichtungen weltweit zu unterstützen.
Auch das Schweizer Redaktionsnetzwerk Tamedia und viele andere Unternehmen konnten durch ihre digitale Transformation einen Kulturwandel im Unternehmen anstoßen und sich als attraktive Arbeitgeber positionieren.
Welche Vorteile bringt der Kulturwandel?
Selbst wenn sich Kulturwandel erstmal nach viel Arbeit anhört – die eigene Komfortzone zu verlassen und umzudenken, bringt langfristig viele Vorteile:
- Neuen Herausforderungen gewachsen sein
Die veränderten Anforderungen der neuen Arbeitswelt, ob vonseiten der Mitarbeitenden oder der Kundschaft, haben den Arbeitsalltag für viele von uns grundlegend verändert. Zahlreichen Unternehmen fiel beispielsweise der Wechsel ins Home-Office zunächst schwer. Projekt-Teams, bei denen Remote Work schon ein fester Bestandteil der Firmenkultur war, hatten es leichter als Unternehmen, die sich mit dem Konzept noch nicht auseinandergesetzt hatten. - Hallo New Work
Firmenauto und ein fettes Gehalt? Schön und gut, aber insbesondere Mitarbeitende der Generationen Y und Z legen Wert auf andere Dinge: Zum Beispiel auf eine gute Work-Life-Balance, hybride Arbeitsmodelle, flache Hierarchien oder attraktive Angebote für eine kontinuierliche Weiterbildung. Wer auch in Zukunft Top-Talente für sich gewinnen will, muss diesen Ansprüchen an die Veränderung der Unternehmenskultur gewachsen sein. - Mehr Engagement
Wer sich mit dem eigenen Unternehmen identifiziert, ist gewillter, sich für die gemeinsame Sache einzusetzen. Dabei spielen laut der Gallup-Studie zu Employee Engagement insbesondere Vorgesetzte eine zentrale Rolle: 86 Prozent der Befragten, die eine hohe Bindung zu ihrem Unternehmen haben, möchten dort auch noch in einem Jahr beschäftigt sein. Dagegen haben bereits 18 Prozent der befragten Arbeitnehmenden innerlich gekündigt, weil sie mit ihrer Führungskraft unzufrieden sind. - Von Neuerungen profitieren
Viele scheuen den Aufwand, der mit der Einführung neuer Technologien oder Ansätze verbunden ist. Dabei kann allein schon die Implementierung von Kollaborations- und Kommunikationstools langfristig Zeit, Ressourcen und somit Geld in großem Umfang einsparen, weil diese Tools die Zusammenarbeit vereinfachen.
Es lohnt sich also, den Kulturwandel im Unternehmen auch aus diesen Gründen voranzutreiben.
Wie du eine neue Unternehmenskultur etablierst
Zugegeben: Ein Kulturwandel geschieht nicht über Nacht – er ist Teil eines umfassenden Innovationsprozesses. Mit einigen grundlegenden Schritten kannst du und dein Projekt-Team den Stein ins Rollen bringen:
1. Kulturellen Ist-Zustand bestimmen
Damit ihr effektive Schritte für eine Kulturveränderung einleiten könnt, müsst ihr euch zunächst ein genaues Bild der aktuellen Situation machen. Herrscht ein gesundes, familiäres Arbeitsklima? Arbeitet ihr eher mit flachen oder steilen Hierarchien? Bei welchen Interaktions- und Verhaltensmustern gibt es Optimierungsbedarf? Diesen Ist-Zustand kannst du beispielsweise in Feedback-Gesprächen oder durch Umfragen unter Mitarbeitenden erfragen.
2. Kulturellen Zielzustand definieren
Sobald ihr die Pain Points im Unternehmen bestimmt habt, könnt ihr gezielte Lösungen für einen nachhaltigen Kulturwandel entwickeln. Wie soll sich die Unternehmenskultur in Zukunft ändern? Arbeite dabei möglichst nah am jeweiligen Problem, um die passende Lösung zu ermitteln und konkrete Spielregeln festzulegen.
- Kommunikationslücken sind oft das Produkt mangelnder Transparenz. Überlege gemeinsam mit deinen Teammitgliedern, wie ihr zukünftig alle Mitwirkenden besser in die laufende Kommunikation einbeziehen könnt – von den Top-Führungskräften bis zum Remote-Worker.
- Wiederkehrende Spannungen können verschiedene Ursachen haben, etwa einen zu hohen Konkurrenzdruck oder unklare Rollen und Aufgaben. Eine neue Kultur des offenen, fairen Umgangs miteinander sowie die kluge Besetzung von Positionen können hier Abhilfe schaffen.
- Hohe Kündigungszahlen sind ein wichtiger Indikator für Defizite in der Unternehmenskultur. Ein offenes Abschlussgespräch hilft dabei, im Guten auseinanderzugehen und Genaueres über die Austrittsgründe zu erfahren. Daraus lassen sich oft auch Ansätze erarbeiten, die zur Zufriedenheit der verbleibenden Mitarbeitenden beitragen und somit hohen Fluktuationen vorbeugen.
3. Klar kommunizieren
Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Viele Veränderungen erscheinen ihm zunächst einmal unbequem. Wer aber die Vorteile neuer Maßnahmen kennt, steht dem Thema offener gegenüber. Setze also deine Projekt-Teams über den geplanten Kulturwandel ins Bild. Mit einer einmaligen PowerPoint-Präsentation ist es nicht getan, stattdessen ist laufende Aufklärungsarbeit zu den Veränderungsprozessen gefragt, z. B. in Form von regelmäßigen Mitteilungen per Gruppen-Chat oder informellen Posts zu Zwischenzielen und Meilensteinen. Fördert zudem eine kontinuierliche Lernkultur, um Wissen und Ansätze zu festigen.
4. Beim Kulturwandel am Ball bleiben
Wenn ein Unternehmen seine Kultur weiterentwickelt, ist es wie bei jeder anderen großen Lebensveränderung: Stetigkeit und Wiederholungen sind unerlässlich, um langfristig sichtbare Ergebnisse zu erzielen. Hierbei helfen konkrete Spielregeln, kleine Erinnerungen und schnell umsetzbare Impulse, um die Routinen zu festigen.
Die Einführung regelmäßiger Kaffeepausen mit dem ganzen Projekt-Team (ob vor Ort oder per Videokonferenz) kann etwa dazu beitragen, das Wir-Gefühl der Gruppe zu stärken. Auch regelmäßige Motivationskicks wie positives Feedback und das Feiern von Etappenzielen können dir und deinen Mitarbeitenden helfen, den Kulturwandel in eurem Unternehmen stetig voranzutreiben.
Der Kulturwandel ist ein entscheidender Erfolgsfaktor
Die Unternehmenskultur ist die DNA eines Unternehmens. Sie prägt die Art und Weise, wie Projekt-Teams zusammenarbeiten. Und sie entscheidet darüber, wie innovativ und agil ein Unternehmen neuen Herausforderungen entgegentritt. Außerdem ist eine gesunde Firmenkultur ausschlaggebend dafür, ob sich hochqualifizierte Talente für oder gegen einen Arbeitgeber entscheiden.
Die digitale Transformation, die steigenden Ansprüche von Top-Talenten sowie der Fachkräftemangel in vielen Branchen erfordert von Unternehmen, die eigene Unternehmenskultur zu überdenken und an die aktuellen Entwicklungen anzupassen. Eine Aufgabe, die Planung, Zusammenarbeit, klare Spielregeln und Stetigkeit erfordert. Doch der Aufwand lohnt sich. Denn wem der Kulturwandel gelingt, der kann seine Mitarbeitenden stärker an das eigene Unternehmen binden, bessere Ergebnisse erzielen und somit langfristig wettbewerbsfähig bleiben.
Weitere Tipps rund um die Digitalisierung in Unternehmen, moderne Führungsstile und hybride Arbeitsmodelle findest du auf unserer Übersichtsseite zum Thema „Transformation“.